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LFT Travel Insights 2025 bringt Stabilität nach den Boom-Jahren

03.10.2025Marktforschung


Ein Gespräch mit Alain Krier, Head of Insights and Strategy – LFT, über die komplexen Entwicklungen im luxemburgischen Tourismussektor.
 

Herr Krier, wie bewerten Sie die Tourismuszahlen der ersten sieben Monate 2025?

Alain Krier: Wir sehen eine sehr differenzierte Entwicklung. Die STATEC-Zahlen zeigen, dass wir uns bei Ankünften und Übernachtungen auf einem hohen Niveau stabilisiert haben, aber mit interessanten Unterschieden zwischen den verschiedenen Beherbergungsformen. Das ist nach den außergewöhnlichen Jahren 2023 und 2024 eine gesunde Entwicklung.

Beginnen wir mit der Hotellerie – wie haben sich die Übernachtungen entwickelt?

Krier: Wir hatten im ersten Halbjahr 1,16 Millionen Übernachtungen, ein solides Plus von 3 Prozent gegenüber Januar bis Juli 2024.  Besonders erfreulich ist, dass die Stadt eine ausgezeichnete Saison hatte und sich der Geschäfts- und Kongresstourismus nach schwierigen Jahren erholt und stabilisiert hat.

Können Sie das mit konkreten Leistungskennzahlen untermauern?

Krier: Absolut! Die Kapazitätsauslastung lag bei exzellenten 74 Prozent – das ist ein Plus von 2 Prozent gegenüber 2023. Parallel dazu stieg der RevPar (Anm.d.Red.: Revenue per Available Room – Erlös pro verfügbarem Zimmer) um 3 Prozent auf 112,2 Euro.

Wie sehen die Prognosen für die kommenden Monate aus?

Krier: Für August waren unsere Einschätzungen vorsichtiger – wir rechnen mit etwa 4 Prozent Minus gegenüber August 2024 nach Umfragen bei den Betreibern. Insgesamt dürfte der Sommer nach der sehr guten Vorsaison eher durchwachsen gewesen sein, mit leichten Rückgängen in sämtlichen Beherbergungstypen. Aber man muss das einordnen: 2023 und 2024 waren außergewöhnlich gute Saisonen mit einer Post-Covid-Recovery, die in Luxemburg schneller war als in vielen anderen europäischen Destinationen.

Und der Herbst?

Krier: Die Aussichten für September und Oktober liegen in der Hotellerie aktuell leicht unter den Resultaten des Vorjahres – jeweils etwa 3 Prozent weniger, hauptsächlich wegen eines erwarteten Rückgangs im Business-Segment.  Aber die Hotel-Suchanfragen für die nächsten Monate liegen noch immer 7 Prozent über dem Vorjahr. Das signalisiert Wachstumspotenzial für neue Buchungen, die vielleicht in den nächsten Wochen noch gemacht werden könnten. Besonders ermutigend: 67 Prozent der Betreiber zeigen sich weiter optimistisch, was den Rest der Saison bis Dezember angeht.

Unterm Strich – wie lautet Ihr Fazit für die Hotellerie?

Krier: Mit einer exzellenten Vorsaison und zufriedenstellendem Sommer rechnen wir mit einem leichtem Wachstum für das gesamte Jahr 2025. Nach großen Fortschritten in den vergangenen Jahren stabilisiert sich die Hotellerie auf hohem Niveau – das ist eine sehr positive Entwicklung.

Wie entwickelt sich der Campingbereich?

Krier: Hier haben wir mit 798.325 Übernachtungen einen leichten Rückgang von 2 Prozent gegenüber Januar bis Juli 2024.  Aber diese Zahl ist noch immer beeindruckend: Sie liegt um 26 Prozent über dem Niveau von Januar bis Juli 2019! Die Schätzungen für August sind etwas vorsichtiger mit etwa 5 Prozent Minus gegenüber 2024, für September quasi stabil und für Oktober positiv mit plus 7 Prozent. Der Herbst wird zunehmend wichtiger, mit viel Nachfrage im Wandersegment und bei Wohnmobil-Touristen.

Wie sieht es bei den Jugendherbergen aus?

Krier: Hier gab es einen Rückgang von 3 Prozent bei Ankünften und 5 Prozent bei Übernachtungen, aber das liegt hauptsächlich an Renovierungsarbeiten, die die Kapazität relativ stark eingeschränkt haben.  Drei Häuser waren betroffen: Lultzhausen – wo zusätzlich das Blaualgen-Phänomen im Gewässer dazukam –, Echternach und das Gebäude in Luxemburg-Stadt. Im August lag die Frequentierung dagegen leicht über dem Vorjahr. Die Zentrale der Jugendherbergen zeigt sich daher zufrieden mit den Zahlen auf Basis der verfügbaren Kapazität.

Woher kommen unsere internationalen Gäste?

Krier: Sehr erfreulich bei den Hauptmärkten: Italien zeigt in diesem Jahr das stärkste Wachstum mit 39 Prozent, gefolgt von Frankreich mit plus 21 Prozent und Belgien mit plus 10 Prozent. In absoluten Werten liegen die Niederlande aber weiterhin an erster Stelle. Insgesamt steigen die Ankünfte aus dem Ausland in den bezahlten Beherbergungsbetrieben um 4 Prozent laut STATEC.

Welche Attraktionen sind am beliebtesten?

Krier: Die fünf meistbesuchten Sehenswürdigkeiten sind seit einer Reihe von Jahren unverändert: Der Parc Merveilleux (Märchenpark) Bettembourg führt mit rund 232.600 Besuchern, gefolgt vom Schloss Vianden mit rund 200.200, dem Mullerthal Trail mit circa 198.500, den Kasematten mit circa 185.800 und dem Sessellift in Vianden mit knapp 88.000 Besuchern von Januar bis August. Das basiert sich auf die Sehenswürdigkeiten, welche LFT ihre Statistiken mitteilen. Generell sehen wir, dass die Gäste gerne Zeit mit Freizeitaktivitäten verbringen – hier haben wir ein Plus von 11 Prozent gegenüber 2024.  In den Museen ist die Besucherzahl um 3 Prozent und auf den Burgen um 1 Prozent gegenüber 2024 in die Höhe gegangen, wie unsere LFT-Umfrage zeigt.  

Gibt es auch Herausforderungen?

Krier: Ja, eine wichtige Beobachtung: 63 Prozent der Hotels und 53 Prozent der Campingplätze registrieren eine zunehmende Zurückhaltung der Gäste bei den Ausgaben vor Ort. Das ist ein Trend, den wir genau beobachten müssen. Die hohen Betriebskosten, der Fachkräftemangel aber auch die wirtschaftliche Lage insgesamt sowie ein eher hoher Verwaltungsaufwand zentrale Herausforderungen für Beherbergungsbetriebe dar. Interessant auch: Die Feierlichkeiten zum Thronwechsel hatten kaum Einfluss auf die Buchungen – nur 9 Prozent der Hotels und kein Campingplatz haben dort einen Einfluss bemerkt.

Ihr abschließendes Fazit für 2025?

Krier: Wir sehen eine Konsolidierung nach den Boom-Jahren, und ein nachhaltigeres Wachstum das wieder mehr dem langfristigen Trend in den Vorpandemiejahren entspricht (wobei die Volumina in absoluten Zahlen über den Werten von 2019 bleiben).

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