LFT-CEO Dr. Sebastian Reddeker über Zeit, Achtsamkeit und Innovationen.
Weniger Konsum, mehr Zeit und Achtsamkeit, das sind neue Trends, auch beim Reisen. Darüber sprach Luxembourg for Tourism-CEO Dr. Sebastian Reddeker beim Berlin Travel Festival im Interview mit Markus Wolff, Chefredakteur des Reisemagazins ‚Geo Saison‘ und einer der Macher des Outdoor-Magazins ‚Walden‘.
Corona hat zum Umdenken gezwungen. Ist die Krise für kleinere Destinationen eine Chance, sich neu zu positionieren?
Auf jeden Fall. Für uns war der Sommer 2020 Corona-bedingt geprägt vom lokalen Tourismus. Die Luxemburger haben im eigenen Land viel Neues entdeckt und sind wegen der Reisebeschränkungen nicht wie sonst zu Auslandsreisen aufgebrochen. Aber auch die vielen „Expats“, die im Land leben, sind eben nicht wie üblich in ihre Herkunftsorte gereist, sondern sie sind in Luxemburg geblieben. Und auch bei unseren vielen Grenzgängern gab es Veränderungen im Reiseverhalten: Viele, die sonst immer nur zum Arbeiten aus Frankreich, Deutschland oder Belgien kommen, haben in Luxemburg Wanderungen oder Radtouren unternommen oder vom vielfältigen kulturellen Angebot profitiert.
Habt Ihr denn Euer Angebot verändert?
Gerade im Bereich der Digitalisierung haben wir sehr viel dafür getan, dass unser bestehendes Angebot ansprechend kommuniziert werden konnte. Drei neue Websites wurden allein letztes Jahr kreiert, darunter die Seite zum sogenannten „Velo-Summer“. Diese Sommeraktion bot den Menschen autofreie Straßen zum Radfahren. Das Radwegenetz wurde dadurch temporär komplettiert und so der Erlebnisfaktor erhöht. Das ist sehr gut angekommen. Wir haben aber auch eine Website kreiert, die praktische Tipps gibt: „100thingstodo.lu“, also 100 Aktivitäten, kleine Abenteuer um die Ecke. Diese Konzepte lagen 2019 zwar schon in der Schublade, aber 2020 hat definitiv dafür gesorgt, dass in der Branche selbst die Digitalisierung und der lokale Tourismus mehr beachtet wurden und werden. Trends, die vorher schon angelegt waren, wurden durch die Krise nochmal verstärkt. Viele Leute merken, dass teilweise auch kleine Dinge zum großen Glück führen können.